Herr Marc Heinekamp absolvierte ein Jurastudium, ist im Hauptberuf Bestatter in Bonn und verheiratet mit Petra Heinekamp, die vor 12 Jahren das Restaurant „Weinmühle“ in Oberdollendorf übernahm. Beide haben schließlich ihren Wohnsitz von Wachtberg nach Oberdollendorf verlegt. Herr Heinekamp ist heute u.a. Vorsitzender des örtlichen Karnevalsvereins.

Wie kamen Sie zu diesem Ehrenamt?
Wir haben uns im schönen Oberdollendorf schnell wohlgefühlt und während ich anfangs meine Frau im Restaurant abends noch unterstützte, bin ich später Mitglied in der örtlichen Karnevalsgesellschaft geworden. Dort bin ich seit mittlerweile 9 Jahren Vorsitzender der KG Küzengarde in Oberdollendorf. Küze sind die Körbe, mit denen man die Weintrauben pflückt. Später wurde ich auch Mitglied in der katholischen Männerbruderschaft hier im Ort und bin mittlerweile über das Amt des Fähnrichs dort Hauptmann geworden.

 

Und was genau macht eine Bruderschaft?
Die sind damals zu Pestzeiten gegründet worden, um die Kranken zu versorgen, also es geht um soziale Fürsorge in der Dorfgemeinschaft und darum, den Glauben weiterzutragen. Diese Aufgaben haben sich inzwischen etwas verändert, aber wir machen z.B. immer noch Krankenbesuche bei älteren Mitgliedern.


Offenbar haben Sie diese beiden ehrenamtlichen Tätigkeiten sehr engagiert betrieben…
Das Problem, das in den meisten Vereinen vorherrscht, ist, für die Vorstandsarbeit engagierte Leute zu finden. Das ist viel Arbeit und auch Verantwortung, aber mir hat der Karneval immer am Herzen gelegen. Als ich die Kützengarde übernommen habe, gab es zwar eine Kostüm- oder Seniorensitzung, aber z.B. keinen Tanzcorps oder dergleichen. Mittlerweile haben wir wieder eine Damen- und eine Herrentruppe, die tanzen und Bühnenprogramme in Grün-Weiß vorbereiten.


Und man bereitet sich ja auch das ganze Jahr über vor?
Nach der Session ist vor der Session, sagt man bei uns. Danach beginnt wieder die Planung der nächsten Session, Sitzungswochenenden finden statt, ein Orden muss gemacht werden, die Tanzcorps trainieren das ganze Jahr durch.


Wie kamen Sie denn vom Karneval zur Bruderschaft?
Über den Karnevalsverein habe ich einfach immer mehr Leute kennengelernt. Die Männerbruderschaften feiern alle 5 Jahre zu Pfingsten Kirmes, aber nicht nur mit Autoscooter und Schießbuden, sondern noch sehr traditionell als historische Festzüge, mit Parade, Kirchenbesuchen oder Einkehr bei ehemaligen Königen. Die Bruderschaften schießen dann auch einen neuen König aus. Ich bin ich dann aufgefordert worden mitzuziehen, in schwarzem Anzug und Zylinder, den habe ich mir noch geliehen. So bin ich also immer mehr in das Ortsleben eingetreten.

Ich erfahre außerdem, dass mittlerweile auch Frauen Mitglied in der Männerbruderschaft werden können, wobei diese aber auch eigene Organisationen wie die Katholische Frauengemeinschaft haben.


Also war Ihre eigentliche Motivation, sich hier im Ort ehrenamtlich engagieren, das Einleben in die Dorfgemeinschaft?
Ja, nachdem ich schon in verschiedenen Ortschaften lebte und mich hier auf Anhieb sehr wohlfühlte, wollte ich mich auch gerne für diesen Ort engagieren. Meine Frau und ich wollten auf jeden Fall auch gerne hierbleiben.                                                     

Mittlerweile ist Herr Heinekamp auch Erster Vorsitzender des Dachverbandes VDO, des Verbandes der Ortsvereine von Oberdollendorf und Römlinghoven, in dem z.B. Feuerwehr, Karnevalsverein, Bruderschaft, Tennisclub oder die Bürgerinitiative Naturschutz Siebengebirge Mitglieder sind. Dieser Vorsitz wird abwechselnd an die Vorsitzenden der einzelnen Vereine vergeben.

Diesen Obervorsitz habe ich coronabedingt nun schon seit drei Jahren inne, habe da allerdings auch Unterstützung von anderen. Gerade dieses Amt liegt mir auch sehr am Herzen, insbesondere wegen des Alten-Adventscafés für Bürger über 70 mit buntem Programm, das wir organisieren. Damit bereitet man den älteren Herrschaften auch immer viel Freude.


Ich wollte gerade in diese Richtung fragen: Ist Ihnen während Ihrer Ehrenamtsarbeit ein besonderes Erlebnis in Erinnerung geblieben, dass Sie gerne erwähnen würden?
Was mir sehr positiv in Erinnerung geblieben ist, ist die 1050-Jahr-Feier von Dollendorf. Ich war gerade neu im Vorstand der Kützengarde und wurde als deren Vertreter meines Vereins zum Dachverband geschickt, um Vorschläge für die Festgestaltung zu besprechen. Mit meinem Präsidenten war ich mir relativ schnell darüber einig, das Ganze nach dem Vorbild des Martinimarktes in Dernau an der Ahr zu organisieren, wo sich die Vereine des Ortes aktiv einbringen.

Herr Heinekamp musste feststellen, dass sich die alteingesessenen Vorstände dieses Jubiläum ohne Bürger- oder Vereinsbeteiligung vorstellten, man dachte an eine Messe mit Festkommerz (Sektumtrunk der Vorstände).

Ich habe nur gefragt: Und was ist mit dem Rest vom Dorf?

Nach anfänglichem Widerstand konnten wir dann doch ein Jubiläum für Nieder- und Oberdollendorf in Straßen und Höfen des Ortes, in dem sich die Vereine mit ihren Aktivitäten präsentierten, durchsetzen.

Das war viel Vorbereitungsarbeit, aber trotz des schlechten Wetters war das ein sehr schönes Fest, mit viel Freude an der Gemeinschaft und am gemeinsamen Erfolg.


Wenn Sie jetzt einen Wunsch frei hätten, bezogen auf Ihre ehrenamtliche Tätigkeit, was könnte Ihre Arbeit erleichtern?
Schwierigkeiten gibt es natürlich auch, vor allem die städtischen Auflagen der Stadt für Veranstaltungen werden immer komplizierter. Der Karnevalszug letztes Jahr ist fast ausgefallen, weil die Genehmigungsverfahren so verschärft wurden, dass für 3500 Euro Verkehrsschilder aufgestellt werden mussten. Die Stadt ist dann noch mit in die Bresche gesprungen und man erfährt auch Unterstützung z.B. über das Sponsoring , aber was allein für eine kleine Karnevalssitzung im Dorf einem kleinen Verein wirtschaftlich aufgebürdet wird, mit GEMA-Gebühren und anderem, ist dauerhaft nicht mehr leistbar.


Also Bürokratieabbau und bessere Unterstützung für die kleineren Vereine, die ja auch identitätsstiftend in der Gemeinde wirken. Was könnte dazu beitragen, mehr junge Menschen zu ehrenamtlichem Engagement zu bewegen?
Es gibt ein Nachwuchsproblem, weil das auch viel Arbeit ist, gerade vor Veranstaltungen mit regelmäßigen Arbeitstreffen. Das ist nichts, was sich von alleine macht oder nebenbei erledigt. Seit meiner Vorstandstätigkeit ist es mir aber zunehmend gelungen, auch jüngere Leute mit 18 Jahren nicht nur für die Tanzcorps, sondern sogar für die Vorstandsarbeit zu engagieren.


Und was hat geholfen?
Ich habe für mich festgestellt, das geht, wenn man die jungen Leute zugeht, sie aktiv einbindet, ihnen Gestaltungsmöglichkeiten einräumt und die Möglichkeit bietet, eigenverantwortlich zu handeln und sich zu verwirklichen. Auch wenn sie noch sehr jung sind und noch nicht so viel Erfahrung haben.

Herr Heinekamp, vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Herr Martin Bubner.