Interview mit Klaus Witberg, geboren 1957 und aufgewachsen in Bonn-Beuel, er lebt mit seiner Frau in Königswinter-Thomasberg. Nach seinem Abitur 1977 begann er eine Ausbildung in der EDV-Abteilung einer Versicherung. Er beendete 2017, nach 40 Berufsjahren, seine berufliche Tätigkeit als IT-Systemexperte.

„Zum damaligen Zeitpunkt wusste ich sofort, ich muss noch irgendetwas anderes, möglichst Gemeinnütziges tun“ war die spontane Reaktion von Klaus auf meine Frage nach seiner persönlichen Motivation für ein Ehrenamt. „Man hört ja oft: „Du läufst Gefahr, nach Beendigung deiner Berufstätigkeit in so ein Loch zu fallen, aber was für Tätigkeitsfelder bieten sich hier im lokalen Umfeld an? Für mich war zunächst wichtig, einen regelmäßigen Termin zu etablieren, um sinnvoll und kreativ an etwas mitzuwirken, möglichst im Austausch mit anderen Menschen und in Verbindung mit meinen Hobbys und Kenntnissen.“

Klaus schließt sich einer Gruppe von IT- Erfahrenen im Rentenalter an, die Senioren aus dem Königswinterer Berg- wie Talbereich in regelmäßigen Sprechstunden Hilfe bei Problemen im Umgang mit PC, Tablet und Smartphone sowie Grundlagen-Kurse anbieten.

Du dachtest aber damals nicht daran, damit Geld zu verdienen, sondern an ein rein ehrenamtliches Engagement?
„Genau, ich wollte mich bewusst mit meinen Neigungen und Fähigkeiten für andere einbringen ohne dafür bezahlt zu werden. Wobei mir mein Engagement von ein paar Stunden pro Woche für die Computerhilfen dann auch gleich nicht ausreichend erschien.“

Und da Klaus selbst gerne Fahrrad fährt und auch repariert, schließt er sich zunächst der Werkstatt der Fahrradschule an, die bereits 2015 vom Forum Ehrenamt ins Leben gerufen wurde. Die Fahrradwerkstatt stellt Flüchtlingen reparierte Spendenfahrräder zur Verfügung und führt Schulungen durch. „…verbunden mit dem Hintergedanken, dass mir dort noch jemand ein paar Schraubertricks beibringt.“ fügt Klaus schmunzelnd hinzu. Ab dem Frühjahr 2018 wurde er dort sogar Werkstattleiter. Neben Verkehrsschulungen für Geflüchtete entwickelte das Forum Ehrenamt später noch Angebote wie den „Fahrrad-Reparatur-Workshop“ oder „Rad-Kul-Tour“, z.B. mit einer Fahrt in das Haus der Geschichte in Bonn.

Corona-bedingt wurde im Frühjahr 2020 der Bereich Fahrradschulung zurückgestellt, wobei die Nachfrage nach Fahrrädern unter den Flüchtlingen bis heute ungebrochen ist und durch eingehende Fahrradspenden auch weiterhin abgedeckt werden kann. „Ebenso von Ausfall betroffen sind seitdem auch sämtliche Aktivitäten der Gruppe „Computer und Internet“, so dass gleich zwei meiner Beschäftigungsfelder vorübergehend weggefallen sind.“

Und worin besteht dein aktuelles ehrenamtliches Engagement?
„Derzeit unterstütze ich vornehmlich das „Virtuelle Heimatmuseum Ittenbach“ bei der redaktionellen und technischen Pflege der Homepage. Außerdem bin ich seit geraumer Zeit in die Weiterentwicklung unseres digitalen Angebots eingebunden. An dieses Engagement bin ich über eine Unterstützungsanfrage an unseren Computerclub Anfang 2018 geraten und war auf Anhieb fasziniert.“ Der 2018 gegründete Verein „Virtuelles Heimatmuseum Königswinter-Bergregion e.V.“ führt die Jahre zuvor unter dem Begriff „Gedächtnis der Region“ begonnene digitale Präsentation von historischen wie aktuellen Fotos und Exponaten aus dem jeweiligen lokalen Umfeld der Gemeinden Oberpleis, Thomasberg und Heisterbacherrott sowie Ittenbach fort.

„All dies tue ich ganz bewusst unentgeltlich, weil es mir wichtig ist, die eigentliche Wertschätzung durch das gemeinschaftlich Erreichte zu erfahren. Darüber hinaus möchte ich auch nicht in Zwänge geraten, wie ich sie in zunehmendem Maße im Job erlebt habe. Ich habe mich so befreit gefühlt, diesen Druck nicht mehr spüren zu müssen und mir meinen Takt selber vorgeben zu können.“

Gibt es ein besonderes Ereignis oder Erlebnis aus deiner ehrenamtlichen Tätigkeit, das du mit uns teilen möchtest?
„Bislang habe ich aus nahezu jeglicher Begegnung im ehrenamtlichen Umfeld eine positive Erfahrung mitnehmen können. Ich erinnere mich z.B., dass mich der Vorsitzende des Hospizvereins um dauerhafte Unterstützung im IT- Bereich nachfragte. Es hat mich einfach gefreut, dass ich dafür jemanden aus unserem Beraterkreis vermitteln konnte und damit gleich mehreren Menschen geholfen war. Dieses „Netzwerken“ ist eine Art der Kommunikation, die ich sehr schätze und die in Ehrenamtskreisen stets neue Kontakte knüpfen hilft. Als begeisterndes Erlebnis empfinde ich immer wieder die angenehme Atmosphäre, die in den Räumen des Forum Ehrenamt vorherrscht. Es sind die Begegnungen mit Gleichgesinnten, die Freundlichkeit der MitarbeiterInnen, die offenen Blicke, deren entgegenkommende Haltung. Da ist nie jemand irgendwie genervt, obwohl es dort allzeit viel zu tun und zu bewegen gibt.“

Das Interview führte Martin Bubner am 28. Juli 2021