Frau Kornelia Scheuer, geboren 1961 aus Königswinter-Gratzfeld, ist verheiratet und hat einen Sohn. Sie arbeitet seit über vierzig Jahren in der Stadtverwaltung Königswinter und ist in verschiedenen Institutionen ehrenamtlich tätig.

Frau Scheuer, Sie arbeiten schon seit Jahrzehnten ehrenamtlich. Welche Ehrenämter haben Sie denn bis heute bekleidet? Und was war denn der Einstieg?
Also angefangen habe ich schon als 13- jährige in der katholischen Bücherei in Eudenbach. Da ging es um so etwas wie Ausleihe, Signieren, Einbinden. Später habe ich dann dort auch die Leitung innegehabt. Als die Bücherei aufgelöst wurde, war ich 22 Jahre dort. Als 15-jährige habe ich beim TUS Eudenbach mit dem Tischtennis spielen angefangen und dann dort auch zwei Jahre später die Jugendarbeit übernommen. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat mir immer viel Freude bereitet. Seit 30 Jahren bin ich nun ehrenamtlich beim TUS Eudenbach als Abteilungsleiterin dabei.

Als Abteilungsleiterin übernimmt man Verwaltungsaufgaben?
Da bin ich verantwortlich für Spiele, Spielformulare, Hallen- und Trainingsorganisation oder Bearbeitung von Neuanträgen in der Abteilung Tischtennis. Insgesamt sind wir ca. 70 Personen inklusive Kinder- und Jugendbereich. Das ist ziemlich aufwändig, du musst ja viel oft vor Ort sein. Aber ich bin nicht nur ein intensiver Vereinsmensch, sondern auch im kirchlichen Bereich engagiert. Ab 18 Jahren war ich Kommunionshelferin und habe als Lektorin die liturgischen Texte während der Messe gelesen.

Also haben sich Ihre einzelnen ehrenamtlichen Betätigungen zeitlich überschnitten?
Ja, in dieser Zeit war ich auch schon in der Bücherei und im Tischtennisverein engagiert. Und ab 1981 war ich auch noch acht Jahre im Pfarrgemeinderat in verschiedenen Ausschüssen tätig.

Also das sind mindestens drei Ehrenamtsjobs gleichzeitig. War Ihnen das irgendwann nicht zu viel?
Für mich war natürlich auch immer viel Vergnügen dabei. Seit 1988 habe ich auch bei den „Amazonen Drink Us“ (Karnevalsverein) in der Gemarkung Oberhau mitgemacht. Da war ich mächtig stolz, als man mich mit 28 Jahren fragte, ob ich mitmachen wollte. Aber alles endete dann, als ich 1997 schwanger wurde.  Bis heute bin ich immer noch karnevalistisch aktiv bei den „Amazonen“ und habe dort von 1997 bis 2010 das Präsidentinnenamt übernommen. Es war mir eine besondere Freude viele Auftritte, Sketche und Reden für die Oberhauer Bürger zu gestalten und der Spaß kam auch nicht zu kurz.

Kamen Sie denn dann nebenbei auch noch zu Ihrer eigentlichen beruflichen Tätigkeit?
Ja, das konnte ich mir einteilen, da ich zu dieser Zeit noch bei meinen Eltern lebte. Nach der Geburt meines Sohnes war ich nur noch halbtags in der Stadtverwaltung tätig und wurde von zu Hause aus tatkräftig unterstützt.

Worin besteht/bestand Ihre persönliche Motivation, sich für andere zu engagieren? Gab es einen Schlüsselmoment oder eine entscheidende Erfahrung, die Sie schon so früh bewogen hatte?
Also ich bin ein Einzelkind und habe von daher schon immer die Gemeinschaft gesucht. Als es damals hieß, „Wer arbeitet in der Bücherei mit, haben meine Freundin und ich

Uns dann spontan gemeldet. Da war dann auch Teamarbeit gefragt, das fand ich interessant und spannend. Ich hatte das Gefühl, etwas zu bewirken.

War das für Sie schon so bewusst, etwas für andere zu tun oder ging es eher darum, mit anderen etwas zusammen zu machen?
Also mir war damals auch schon bewusst, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Ich hatte aber auch andere Hobbys wie Reiten, Turnen, Ballett. Und ab 14 eben Tischtennis.

Es kam offenbar immer zu Ihnen. Gab es denn ein besonderes Erlebnis in Ihrer Freiwilligenarbeit, an das sie sich erinnern können?                                   
Keine Riesenbesonderheit, aber grundsätzlich finde ich am Ehrenamt eben interessant, was für Leute auf einen zu kommen, wo man noch etwas bewegen kann oder wie man auch junge Menschen mitnehmen kann. Und da macht mir wie gesagt die Arbeit mit der Jugend ganz viel Spaß, ob nun im Verein oder in der OGS oder vor vielen Jahren in der Messdienergruppe. Und besonders, dass man immer wieder auf altbewährte Leute trifft, mit denen man schon vierzig Jahre in einer Schiene läuft. Eben das ganze Eudenbacher bzw. Oberhauer Publikum, das man zum Teil schon von klein auf kennt und sieht, wie die sich entwickelt haben.

Und weil man sich auch aufgehoben fühlt an einer Stelle, an der man viele kennt?
Ja, wer viele Menschen kennt, muss sich allerdings auch einbringen, gerade wenn man um Hilfe gebeten wird. Da stößt man manchmal an seine Grenzen, z.B. wenn dir klar wird, eigentlich solltest du ja das und das machen, aber jetzt musst du dich kümmern, damit der ganze Apparat läuft.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten bezogen auf Ihre ehrenamtliche Tätigkeit, wie würden Sie den formulieren?
Ich glaube, ich wünschte mir mehr jüngere Aktive im Sportbereich für die Nachwuchsförderung, insgesamt auch in anderen Bereichen mehr Idealismus, um andere zu unterstützen. Ein Grund für diesen Mangel ist sicher das Freizeitangebot für Jugendliche, dass heute vielfältiger als früher und natürlich das zunehmende Interesse von jungen Leuten an Angeboten in der Stadt, die Eudenbach nicht zu bieten hat. Es zieht die eher dorthin, als sich in der Turnhalle um die Kleinen zu kümmern.

Was könnte denn dazu beitragen, noch mehr Menschen zu ehrenamtlichem Engagement zu bewegen?                                                                                  
Grundsätzlich glaube ich, es ist in jedem Bereich schwierig, Leute zu finden, die sich engagieren wollen, selbst für kleinere Aufgaben. Einige grenzen sich da doch deutlich ab und sie müssen es ja wollen. Ich bin eben ein Mensch, der sucht. Und wenn ich mehr Zeit hätte, gäbe es sicher noch Sachen, die ich auch machen würde.

Und genau deswegen ist man immer auf Sie zugegangen. Gibt es Ihrer Einschätzung nach andere Gruppen/Projekte/Vereine, die man unterstützen sollte?
Jeder Verein ist froh, wenn er unterstützt und respektiert wird. Die Senioren sind hier auf dem Land in guten Händen, denn es kommt einiges an Angeboten aus der Gemeinde wie die Seniorennachmittage, Altenfeste und vieles mehr. Man kriegt auf dem Land noch mit, wenn einer Hilfe braucht, weil man weiß, der hat keine Kinder, die unterstützen könnten. Oder ein berufstätiges Ehepaar hat keine Großeltern, die mal aufpassen könnten. Die dörfliche Bevölkerung hilft sich gegenseitig.

Da funktioniert Dorfgemeinschaft noch, das ist das Schöne daran. Vielen Dank für das ausführliche Gespräch, Frau Scheuer.

Das Interview führte Martin Bubner.