„Das waren 100pro die coolsten Projekttage überhaupt!“ Ähnlich begeistert äußerten sich nicht nur die fünf jungen Männer der Abschlussklasse der CJD-Realschule, sondern auch die beiden ehrenamtlichen Helfer, Andreas Czepuck und Klaus Witberg, die (meist zusammen mit einer Handvoll KollegInnen) die Fahrradschule und -werkstatt des Forums Ehrenamt betreuen und betreiben.

Offensichtlich waren die fünf an diesem 5-3-5-Social-Days-Projekt interessierten Schüler von den vorab veröffentlichten Teilnahmekriterien und Aufgaben äußerst angetan. Denn bereits nach einer kurzen, angenehmen Kennenlernrunde und einer grundsätzlichen Einweisung begannen sie unverzüglich, ausrangierte Spendenfahrräder zu zerlegen und brauchbare Einzelteile auszusortieren. Und das mit erstaunlichem handwerklichem Geschick.

Schnell bildeten sich kleine Teams, da diese am effizientesten vorankamen. Die Ehrenamtler wurden dabei jedoch immer wieder zu Rate gezogen, denn die allermeisten der gelagerten Fahrräder erwiesen sich als „alte Hündchen“ aus den 1980er Jahren (und gerne auch noch älter). Selbst damals gab es schon eine Vielzahl an Herstellern von Brems- und Schaltanlagen, die diverse Naben- und Kettenschaltungen produzierten und mit immer wieder anderen Hebel- und Griffsystemen kombinierten. Vieles ist im Austausch an ähnlich betagten Rädern durchaus weiterhin verwendbar. Wissbegierig lernte die staunende junge Generation dann u.a. die Funktionsweisen von Sachs Pentasport, 3-Gang-Torpedo oder Rahmenschaltung für Sporträder von „anno dazumal“ kennen.

Ab dem zweiten Tag kamen die Schüler statt mit dem Bus mit ihren Mountainbikes aus dem Königswinterer Talbereich zur Fahrradwerkstatt in Thomasberg hochgeradelt, brachten zusätzlich eigenes Werkzeug mit und setzten bereits begonnene Arbeiten vom Vortag mit ungebrochenem Eifer fort.

Während einige noch fleißig demontierten, konzentrierten sich andere auf die Fertigstellung von Fahrrädern in verkehrssicherem Zustand. Schließlich ist es erklärtes Ziel der Fahrradwerkstatt, die gespendeten Fahrräder wieder straßenverkehrstauglich herzurichten. Aber nicht jedes Rad lässt sich retten, daher gilt oftmals die Devise „Aus drei (ramponierten) mach ein (intaktes) Rad“. Nach der Reparatur überprüften die jeweiligen Montageteams die Räder bei einer Testfahrt auf dem Werkstattgelände und justierten – falls notwendig – Einstellungen.

Welch weitere Facetten dieses soziale Engagement besitzt, erlebten die Schüler mit, als alle gemeinsam im Thomasberger Ortszentrum die Fahrradspende eines Rentnerehepaares abholten. Die Fahrradwerkstatt übernahm ein Herren- und ein Damenrad in tadellosem Zustand als Spende – das Spenderpaar hatte sich E-Bikes zugelegt und übergab ihre Spende im Bewusstsein, dass diese Räder bedürftigen Menschen gute Dienste leisten werden.

Welche Freude dieses soziale Engagement machen kann, zeigte sich bei der Ausgabe eines Damen- und eines Kinderrades am Folgetag. In Begleitung ihres Gastgebers, der die ukrainische Mutter mit ihrem kleinen Sohn vorübergehend aufgenommen hat, konnten sich die beiden aus dem Fundus der Fahrrad-Werkstatt jeweils ein geeignetes Fahrrad aussuchen. Nach ein paar Probefahrten und als Sattelhöhe und Lenkerposition angepasst waren, konnte das Werkstatt-Team den strahlenden Gesichtern von Mutter und Sohn entnehmen, dass sie sich offensichtlich sehr über die geschenkten Räder freuten. Das hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den fünf Jugendlichen.

Dass die ehrenamtlichen Tätigkeiten neben der Werkstatt auch Schulungsmaßnahmen umfassen, konnten die Schüler anhand des „Verkehrsübungsparcours“ erfahren. Zunächst präsentierten Andreas Czepuck und Klaus Witberg den jungen Leuten diverse Schulungsmaterialien (z.B. Folien mit der Abbildung von Verkehrsschildern, Miniatur-Fahrzeuge und -Straßenpläne, Verkehrserziehungs-Videos). Dann konnten die Burschen selbst einen Parcours mit diversen Verkehrsschildern auf dem Vorplatz der Fahrradwerkstatt herrichten und dort – in ausgelassener Stimmung – ein paar Runden drehen.

So schnell sich am ersten Tag der Social Days die Ordnung in der Werkstatt in ein chaotisches Durcheinander verwandelt hatte, so diszipliniert und zügig haben die fünf Schüler gegen Ende der Veranstaltung klar Schiff gemacht und sowohl den Raum vorzeigbar als auch die Räder, die Ersatzteile sowie das Werkzeug wohl sortiert hinterlassen. Abschließend luden sie die Ehrenamtler zum Eisessen („all you can eat“) ein.

Beides – Aufräumaktion und Einladung – zeugte im Verständnis der Fahrrad-Coaches davon, wie sehr die Schüler deren Arbeit schätzten. Auch zeigte es nachdrücklich, wie toll das gemeinsame Schaffen während der drei Projekttage von allen Beteiligten empfunden wurde.

Fortsetzung folgt 2023. Die Betreuer der Fahrradwerkstatt freuen sich schon jetzt, jungen Menschen zu zeigen, wie viel Freude machen und Befriedigung ein Ehrenamt geben kann.